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Körperhaltungen und Arbeitsbewegungen sind entscheidende Merkmale bei der Beurteilung von vielen Arbeitstätigkeiten. Durch die Anwendung der Erkenntnisse von Ergonomie, Arbeitssicherheit und Prozessgestaltung kann die Belastung der Arbeitnehmer*innen optimiert und so deren Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig erhalten werden.
Es existiert eine Vielzahl von Normvorgaben und Bewertungsverfahren zur Gestaltung von körperlicher Arbeit. In Form von Softwaretools sind solche Verfahren oft in sogenannten “digitalen Menschmodellen” (vgl. VDI 4499-4:2019; Scataglini & Paul, 2019) umgesetzt. Es wird damit eine Möglichkeit geschaffen, anthropometrische, biomechanische und physiologische Eigenschaften des Menschen in virtuelle Entwicklungsumgebungen einfließen zu lassen, um bereits im Planungsstadium von Arbeitssystemen Risikoanalysen im Hinblick auf resultierende körperliche Beanspruchungen durchführen zu können.
Eine bedeutende Weiterentwicklung wurde mit Technologien zur digitalen Erfassung von Körperbewegungen (Motion Capture) erzielt. Arbeitswissenschaftliche digitale Menschmodelle sind nun in der Lage, nicht nur einzelne Körperhaltungen, sondern auch vollständige Sequenzen von Arbeitsbewegungen realistisch darzustellen und bewertbar zu machen. Zu diesem Zweck werden entweder konkrete Aufnahmen einer Arbeitstätigkeit importiert (z.B. Cutler et al., 2015), auf eine Bibliothek von repräsentativen Bewegungen zurückgegriffen (z.B. Spitzhirn & Ullmann, 2018) oder eine direkte Verbindung zwischen digitalem Menschmodell und Erfassungssystem hergestellt (z.B. Manghisi et al., 2017).
Arbeitsbedingte Körperhaltungen und -bewegungen stellen in der Ergonomie ein wichtiges Merkmal zur Risikoermittlung von muskuloskelettalen Erkrankungen dar. Für den Prozess einer entsprechenden Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes oder Arbeitsablaufes stehen, je nach angestrebtem Detaillierungsgrad, verschiedene Verfahren zur Verfügung (BAuA, 2019). Sogenannte Grob-Screening-Verfahren (z.B. DGUV Checklisten vgl. Hartmann et al., 2021) werden bspw. verwendet, um den Bedarf einer Umgestaltung des Arbeitsplatzes zu ermitteln.
Ist das der Fall, können im folgenden Schritt, für die Integration betrieblicher Details, sogenannte Experten-Screening-Verfahren (z.B. EAWS1) eingesetzt werden.
Keines der etablierten Screeningverfahren wurde speziell für eine computer-gestützte Umsetzung entworfen. Vielmehr handelt es sich typischerweise um manuelle Beobachtungsverfahren, die zur Kategorisierung einer arbeitsbedingten Körperhaltung Piktogramme und einfache geometrische Angaben zur Verfügung stellen