Akronym
- ESaBiS
Im Kontext der Klima- und Energiekrise sowie der zunehmenden Ressourcenverknappung gewinnt die Weiternutzung von Tragwerken zunehmend an Bedeutung. Insbesondere an Stahltragwerken können bei Einsatz materialgerechter Technologien häufig mit minimalem Materialaufwand sehr gute Reparatur- und Verstärkungseffekte erzielt werden. In der Instandsetzung oder Verstärkung von Bestandstragwerken aus alten Baustählen (i. d. R. Flussstahl) stellt üblicherweise das Schrauben oder Nieten das bevorzugte Fügeverfahren dar. Aufgrund der speziellen Eigenschaften alter Flussstähle wird aktuell deren Schweißeignung besonders durch ihre inhomogene Gefügestruktur mit stark streuender chemischer Zusammensetzung, Verunreinigungen und Einschlüssen, Seigerungen sowie durch ihre eingeschränkte Werkstoffzähigkeit in Zweifel gezogen. In vielen Fällen ist es jedoch konstruktions- und technologiebedingt günstiger, auf Schweißen als Fügeverfahren zurückzugreifen. Die Anwendung des Schweißens eröffnet wesentlich vielfältigere Möglichkeiten in der Sanierung und Reparatur.
Im Rahmen von Forschungsvorhaben an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden wurden schweißtechnisch gesicherte Grundlagen für das Schweißen alter Flussstähle erarbeitet, die sowohl die Erprobung verschiedener Schweißzusatzwerkstoffe und -verfahren als auch die zielgerichtete Steuerung der Verfahrensparameter umfassen. Dabei ist es gelungen, tragfähige Schweißverbindungen zwischen altem und neuem Baustahl zu erzeugen, wobei Gefüge und Werkstoffeigenschaften in der Wärmeeinflusszone (WEZ) des Altstahls durch gezielte Wärmeführung mehrheitlich verbessert wurden.
Eine Reihe von Ingenieurbauwerken (z.B. Brücken, Kranbahnen, Wasserbauanlagen) werden durch zyklisch wechselnde Belastungen materialermüdungsrelevant beansprucht. Sollen an derartigen Tragwerken tragende Schweißungen vorgenommen werden, ist die Betriebsfestigkeit der Reparatur- bzw. Verstärkungsfügestellen essenziell wichtig. Die normativ geregelten Ermüdungsnachweise des Eurocode 3 (Stahlbau, Teil 1-9) basieren auf Konstruktionsdetails (genannt Kerbdetails), deren Ermüdungsfestigkeit durchweg in sog. Wöhlerversuchen bestimmt wurde. Derartige Ermüdungsversuche liegen für die hier betrachteten Schweißverbindungen an alten Flussstählen bisher nicht vor. Für ausgewählte reparatur- und verstärkungstypische Konstruktions- bzw. Kerbdetails sollen in diesem Forschungsvorhaben aus systematischen Ermüdungsversuchen Wöhlerlinien ermittelt werden, die dann den Betriebsfestigkeitsnachweisen der Reparaturdetails zugrunde gelegt werden können.